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Ähnlich wirkt die Haltung des religiösen Märtyrers, der sich nicht wehrt, sondern nur seinem Glauben treu bleibt. Auch er bringt auf die Dauer den Gegner in die Lage, entweder geistig und sittlich minderwertig zu sein oder aber die verlangte Freiheit zu gewähren. Ebenso die freiwillige Armut, die wirtschaftliche Macht opfert; das Verzeihen, das auf Rache verzichtet und so fort. Indem die Machtlosigkeit Werte vertritt, die in sich selbst evident sind, und sie mit hohen sittlichen Qualitäten ihres Verteidigers verbindet, wird sie zu einer Macht im Anderen. Sie bringt ihn in die Lage, entweder als Barbar zu handeln oder durch Anerkennung der in Rede stehenden Werte Großmut zu üben und dadurch dem Machtlosen sittlich ebenbürtig zu werden. Im einzelnen wäre nun zu zeigen, welche Voraussetzungen psychologischer, ethischer, kulturgeschichtlicher Art jeweils gegeben sein müssen, damit der Appell der Machtlosigkeit vernommen und befolgt werde. Anderseits, wann der Appell seine Kraft verliert; wann er unecht wird: irreal, im falschen Sinne »idealistisch« oder zur Technik und List entartet und so fort. | ||
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