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kommt, mit einer gewissen Überzeitlichkeit der Haltung zu vernehmen. Und endlich: Wohl die größte Gefahr individueller Schriftauffassung besteht darin, daß diese nur natürlich gesehen werde; daß das Übernatürlich-Christliche ins rein Geschichtliche, Psychologische, Philosophische abgleite. Fassen wir die Haltung der Kirche gegenüber dem Individuum ins Auge, mit all ihren Engen, Härten, Unduldsamkeiten, so sehen wir allerdings sehr oft, daß sie sich, oberflächlich genommen, gegen den wissenschaftlichen Fortschritt gestellt hat. Tiefer gesehen liegt die Sache aber so, daß die christlich-übernatürliche Glaubenssubstanz gegen die Gefahr der Vernatürlichung bewahrt und so der hier eigentlich zuständigen Wissenschaft vom Wort Gottes ihr Gegenstand, mit dem sie steht und fällt, erhalten wurde. So ist in letzter Instanz die Kirche jene Atmosphäre und Ordnung, in welcher das individuelle Auge seinen Gegenstand, die Offenbarung voll sieht. Damit sind die aus dem Gesamtverhältnis von Kirche und Einzelnem kommenden Fragwürdigkeiten nicht vergessen. Es bleibt die Aufgabe, sie immer neu zu überwinden. Im übrigen entspringen sie der Tatsache, daß Kirche wie Einzelner menschlich sind, und müssen mit dieser Tatsache getragen werden. | ||
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