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Sein zu rufen und freizugeben. Gottes Schaffen ist derart meisterlich und großmütig frei, daß Er den Menschen nicht nur in wirkliches Sein gebracht, sondern ihn in echte Freiheit gestellt hat. Eine alte Frage möchte wissen, wie der Mensch denn frei sein könne, wenn doch Gott allmächtig sei. Ob seine unendliche Macht nicht die kleine Freiheit des Menschen derart überwältigen müsse, wie der Strom das in ihm treibende Blatt? Lieber Freund, lautet die Antwort, wie kümmerlich ist dein Begriff von Gottes Allmacht! Seine Kraft ist mit seiner Großmut und seiner Ehrfurcht eins; sie ist es )a, die dich frei macht. In Gottes Blick und Hand wirst du erst deiner selbstmächtig. Und wenn du sagst, das sei ein Paradox - nein, es ist das Wunder, wie denn, wenn der Unendliche ist, »auch« Endliches sein könne. Anmaßung aber ist es, wenn du mit deinem kleinen Verstand den Anspruch machst, es denken zu können. Von hierher mögen wir nun wieder zurückblicken: Von der Freude, die Gott an jedem Menschen hat; von der Großmut, mit der Er ihn in seine Freiheit stellt; von seinem reinen Verstehen, das dem Sein der Dinge nicht nachfolgt, sondern es begründet, sollen wir lernen, denn Er hat uns ja gegeben, sein Ebenbild zu sein. Was wäre wohl die reinste Erfüllung dessen, was Freundschaft bedeutet? Wenn der eine Freund vom anderen das Gefühl hätte: In seinem Blick bin ich ganz der, der ich bin. Sein Blick engt mich nicht ein; macht mir das, was ich bin, nicht zum Vorwurf, sondern darin werde ich erst ganz ich selbst. Das wäre eine vollkommene Ehe, in der die Frau das Gefühl haben dürfte, im Blick ihres Mannes komme sie zu ihrem vollen Wesen - und, umgekehrt, der Mann, im Wissen seiner Frau finde er sich rein wieder! ja wenn jeder sich im Blick des Anderen als den sehen könnte, der er werden soll. Weil da drüben nicht die Eitelkeit sich einen Partner zurechtphantasiert, den es nie geben kann, sondern weil die Liebe die Möglichkeiten sieht, die im Anderen noch schlafen. | ||
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