Romano Guardini Online Konkordanz
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Einen starken Eindruck habe ich von S. Freuds »Vorlesungen über Psychoanalyse«*645 erhalten. Eine ganz neue Anschauung von der Weite und Tiefe des Seelenlebens gewonnen! Man kann zweifellos viel Unfug mit der Sache machen. Aber es steckt doch Hochbedeutsames dahinter! -
Mein Bruder dankt vielmals für die Gaben und für die Einladung. Vielleicht läßt sich im Frühjahr etwas draus machen? Er liest mit viel Vergnügen die Bahr'schen Essays.*646
P. Ewald*647 war am Sonntag hier. Er fährt wieder zur Front. Hat viel durchgemacht; immer in Flandern, in der Gefechtszone. Sein Eisernes Kreuz hat er sicher verdient.
Nun grüß' mir aufs herzlichste D. M. und auch Herrn Knoepfler. Anna*648 auch nicht zu vergessen. Karl*649 laß ich recht gute Erholung wünschen.
Herrn Wolf wünsch ich zum Scheitle guten Appetit, und daß es ihm einmal im Wald glückt, und ihm das Strickchen reißt, wenn kein Förster in der Nähe ist!*650
Herzlichen Gruß
Dein R.
31/7/18.
Ist Tante Margret bös? Entschuldige mich auch bei Deinem Vater!*651


645 Sigmund Freud, Vorlesungen über Psychoanalyse, Wien 1916/17, GW XI. Vgl. später Guardini, Sigmund Freud und die Erkenntnis der menschlichen Wirklichkeit, in: Neue Deutschhefte. Beiträge zur europäischen Gegenwart 29 (1956), 344-353 (M 1140).
646 Hermann Bahr (1863, Linz, bis 1934, München), Schriftsteller. Werke: Kritiken, Essays, Erzählungen und Lustspiele; Feuilletonleitung der Wochenschrift Die Zeit von 1894-1899.
647 P. Ewald Müller OFM, den Guardini aus der Freiburger Sapienz kannte; vgl. Br. 53 und 59.
648 Vermutlich die Haushaltshilfe.
649 Offenbar weilte Karl Neundörfer in Mooshausen in Urlaub.
650 Wolf = der Haushund; Scheitle = hier: ein Fleischstück.
651 Offenbar war Guardini nicht zu Besuch nach Zeil gekommen.

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