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des Tieres unmittelbar verständlich würden. Wir können sie nur deshalb harmlos nehmen, weil wir sie nicht verstehen, denn sie verhalten sich zum Ausdruckswert unserer Laute und Worte, wie das unwahrnehmbar langsame Wachsen der Pflanze zur Bewegung unseres Körpers. Der Mensch hat den Geist, doch auch Pflanze und Tier in sich. Deren naturhaft gesicherter Schutz ist ihm aber genommen. Er hat nicht die Unmerkbarkeit der Bewegung, denn diese ist gelöst. Er hat auch nicht die Stummheit des Naturlautes, denn er spricht. So muß er die Scham aus dem Geiste aufbauen. Damit aber ist das ganze Problem da, wie Geist und organisches Leben sich zueinander verhalten. Denn losgelöster, nicht mehr durch die Bindungen des Blutes und die Festigkeit der Erde gewahrter Geist ist ebenfalls gefährlich. Es gibt auch die Gefahr des »bloßen Geistes«; richtiger gesagt, des bloßen Intellekts. Dieser ist kalt und schamlos. Man denkt an Grünewalds Zeichnung des »Affen Gottes«, der satanischen Trinität. Das vorderste Gesicht darin, der Teufel des Hochmuts, ist das Bild eisigen, hüllenlosen Verstandes. Der Mensch bedarf der Wahrung gegenüber dem Chaos des Organischen; aber auch gegenüber der Hemmungslosigkeit losgelöster Geistigkeit. Von beiden Seiten her muß die Wahrung aufgebaut werden: vom Geist und vom Körper. Der Trieb muß vom Geiste her Scheu und Zucht; Intellekt und Wille müssen vom Körper her Demut und Bindung annehmen. Die Aufgabe ist aber durch ihre Kraft allein nicht zu lösen, sondern bedarf des Herzens. Im Herzen begegnet der Geist dem Körper, und macht ihn zum »Leibe«; im Herzen begegnet das Blut dem Geiste, und er wird zur »Seele«. Beides geschieht durch die Liebe. Diese Liebe aber wird im Letzten erst durch die Gnade möglich, welche das Ganze, den Menschen, in die Gemeinschaft des Lebens Gottes zieht. | ||
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