Romano Guardini Online Konkordanz
Treffernummer:

 < Seite 329> 


Gestern war Planck mit seiner Frau hier.*986 Vielerlei gesprochen. Er ist ein ungewöhnlicher Mensch, und sehr nobel; dazu doch ein richtiger Staatsmann. Nun fährt er auf ½ oder 1 Jahr nach Ostasien und Südamerika. »Beatus ille homo« haben wir einmal gesungen, nur ist beatitudinis ratio in besagtem Falle umgekehrt, als »schöner Kantus« behauptet.*987
Über Deine exegetischen Ideen hoffe ich noch mit Dir reden zu können. Es wäre doch schön, wenn wir einige ordentliche theologische und sonstige Auseinandersetzungen haben könnten!
Nun herzlichste Grüße, auch an Mina Bärtle. Ich hoffe, es geht ihr gut. Und Dir auch. Bleib mir gesund, lieber Joseph, und guten Muts.
Dein Romano.


986 Es handelt sich um Erwin, den Sohn des Physikers und Nobelpreisträgers Max Planck, und seine Frau Nelly (? 1975), eine Ärztin, mit welcher Guardini auch auf Burg Rothenfels an Ostern 1933 zusammentraf. Erwin Planck (12.3.1893, Berlin, bis 23.1.1945, Berlin-Plötzensee) verschaffte als Staatssekretär im Reichsministerium immer wieder erhebliche Zuschüsse für den Ausbau von Burg Rothenfels. - Nach Hitlers Machtübernahme räumte Nelly Planck binnen drei Tagen ihre Wohnung in der Staatskanzlei, zog in ein Hotel und wohnte längere Zeit auf Burg Rothenfels, während ihr Mann eine etwa einjährige Ostasienreise antrat. - Erwin Planck nahm teil am aktiven Widerstand gegen Hitler und wurde im Zusammenhang mit dem Attentat am 20. Juli 1944 vom NS-Regime hingerichtet. In der Bibliothek Mooshausen befindet sich das Widmungsexemplar, wohl an Weiger: Laotse, Tao te king. Das Buch des Alten vom Sinn und Leben. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm, Jena (Eugen Diederichs) o. J., mit hs. Widmung: Zur Erinnerung an die schönen Junitage 1936 von Nelly und Erwin Planck.
987 Beatus ille homo qui sedet in sua domo (lat.): »Glücklich der Mann, der zuhause sitzt...«: Beginn des lateinischen Teils der dritten Strophe des beliebten Vagantenliedes (vor 1826): »Nach Süden nun sich lenken« von Joseph von Eichendorff. Guardini spielt darauf auch in dem späteren Br. 220 an. Die Strophe ist eine leicht persiflierende Nachbildung (?) von Ps 1,1: »Glücklich der Mann, der nicht im Kreis der Spötter sitzt...« ­Guar­dinis ironisches Zitat meint wohl: Der »Grund seines Glücks« (beatitudinis ratio) sei umgekehrt: Plancks Reise werde als »schöner Gesang« ausgegeben. Planck fuhr aber aus politischen Gründen weg: Am 30.1.1933 war Hitler zum Reichskanzler ernannt worden.

 < Seite 329>