Romano Guardini Online Konkordanz
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Wenn nun der Christ Gottes Haus betritt, dann netzt er Stirn und Brust und Schulter, das heißt, sein ganzes Wesen, mit dem reinen und reinmachenden Wasser, auf daß seine Seele lauter werde. Ist das nicht schön? Wie in diesem Brauch die entsündigte Natur, und die Gnade, und der nach Reinheit verlangende Mensch sich im Zeichen des Kreuzes zusammenfinden?
Oder am Abend: Die Nacht ist keines Menschen Freund, sagt das Sprichwort, und sagt etwas Wahres. Wir sind für das Licht geschaffen. Sobald der Mensch sich in den Schlaf gibt, erlischt das Licht des Tages und das des Bewußtseins. So bezeichnet er sich wohl mit dem Zeichen des Kreuzes und heiligem Wasser, dem Sinnbild der entsühnten Natur: Gott möge ihn schützen vor allem, was finster ist. Und wenn er morgens aus dem Schlaf, aus Dunkelheit und Unbewußtsein wieder hervorgeht und sein Leben neu beginnt, dann mag er es wieder tun. Das ist wie eine leise Erinnerung an jenes Wasser, aus dem er in der Taufe zum Licht Christi hervorgegangen ist. Schön ist auch dieser Brauch und wert, erneuert zu werden. In ihm begegnen sich die erlöste Seele und die erlöste Natur im Zeichen des Kreuzes.



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