Romano Guardini Online Konkordanz
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für das Verständnis des Daseins bildet, wie es nun geworden ist.
Eine Parallele zu der Bedeutung, die das Bewußtsein vom verlorenen Paradies für das Verständnis des Gegebenen hat, liegt in folgender Frage:
Jesu Botschaft vom Reich Gottes und der Möglichkeit, daß es damals gekommen wäre - siehe seine ersten Worte: »Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, ändert euren Sinn und glaubet«, fortzusetzen in dem Satz: dann wird es ankommen - hat sich nicht erfüllt, weil diejenigen, auf denen die Verantwortung lag, sie nicht angenommen haben. Mußte das so kommen und die Erlösung durch Jesu Tod gehen? Oder hätte sich alles durch »das Gute«, den gläubigen Gehorsam gegenüber der Botschaft erfüllen können?
Allein durch diese Frage wird die Geschichtlichkeit von Jesu Person und Werk erfaßt. Sonst wird aus dem Kreuz ein notwendiger Faktor im »Prozeß« der Erlösung - ebenso wie aus dem Verlorensein des Paradieses, soweit es überhaupt ernst genommen wird, ein notwendiger Faktor für die Realisation der Geschichte geworden ist. Wenn die Möglichkeit eines »im Paradiese« stehenden Daseins und einer »aus dem Paradies« hervorgehenden vollen, ja erst im eigentlichen Sinne vollen Existenz des Einzelnen und der Geschichte geleugnet oder auch nur beiseite gelassen wird, dann wird von vornherein das Böse (ja das Wider-Heilige) zu einem notwendigen Element der Existenz gemacht.




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