Romano Guardini Online Konkordanz
Treffernummer:

 < Seite 209> 


bei Insel u. Diederichs.) Was in den angegebenen Verlagen nicht zu haben ist, das findest Du in der großen Weimarer Ausgabe, die sicher von Sttgt. zu haben ist.*605 Außer diesem Material natürlich auch Romane, Dichtung und Dramen. Das wäre eine schöne und fruchtbare Aufgabe. Es gilt eben Goethe aus seiner Zeit und aus seiner eigenen einzigartigen Natur heraus zu verstehen, und sich klarzumachen, was für solchen Mann Religion ist - mit der Nebenabsicht, daraus etwas über Religion überhaupt und moderne Zeit überhaupt zu lernen.
Die andere Frage, die ich Dir vorschlagen möchte, wäre: Was die ersten christlichen Schriftsteller über Kultur denken, und ihr Verhältnis zur Religion. Etwa bis 300 oder 325.*606 Wie sie das Problem »Religion und Kultur« erlebt und gelöst haben.
Als drittes Gebiet, das aber nicht sehr groß ist, und auf einen großen Aufsatz herauslaufen wird, schlage ich vor: Was bedeutet die Kunst für das Volk? Was bedeutet sie überhaupt für den Menschen, der sie nicht speziell anst. bzw. mit einem entwickelten Kunst- und Kulturbewußtsein versteht, sondern der so im Leben steht, wie das [?] Volk? Was kann sie ihm sein? Vielleicht dargestellt an dem besonderen Beispiel: G. Fugel. Ich weiß nicht, ob Karl Dir von unserem Plan erzählt hat, einmal eine Sammlung von Broschüren herauszugeben? Darin soll von diesen besagten, konkreten Kulturerscheinungen ausgegangen und von ihnen aus über prinzipielle Fragen Aufschluß gesucht werden. Also in diesem besagten Fall die Frage »Kunst und Volk«, ausgehend von der konkreten Erscheinung Fugel. -
Über Staat und Militär habe ich viel nachzudenken Gelegenheit gehabt. Die Probleme gehen einem oft erst richtig auf, wenn man sie am eigenen Leib spürt. Aber darüber müßten wir länger reden. Die Sachen sind zu verwickelt.
Recht sehr danke ich für die Absicht, uns manchmal etwas zu schicken. Das ist uns sehr lieb, und auch mein Bruder*607 ist darüber erfreut. Denn die Ernährungsverhältnisse sind wirklich nicht glänzend; immo vero! *608 -
Wenn Du einmal Zeit hast, so schreibe mir ein bischen, wie es Dir so geht, was Du denkst und treibst, und wie Du Dich fühlst.

605 Zu den vorgenannten Ausgaben: Goethe, Gespräche mit Eckermann; Italienische Reise; Schweizer Reise; Campagne in Frankreich; Annalen; Stuttgarter Ausgabe: Cotta (BM).
606 Die Jahresangaben beziehen sich auf die frühen Patristiker.
607 Mario war als einziger in Mainz geblieben.
608 Ganz im Gegenteil.

 < Seite 209>