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müssen wieder deutsch werden, aus Leben und Zeit heraus und für sie; neu sprechen, neu denken, dann werden die ewigalten Wahrheiten interessant. Und dann - jene innerlichen Seiten. (Förster hat auch manches). (Ich habs bewußt getan in meiner Predigt. Und bei aller Unvollkommenheit ists als etwas Neues und Wirksames, Aufmerksamkeit Erzwingendes empfunden und anerkannt worden.) Ein zweiter Gegensatz ist der der Charaktere. 1. u. 2. (der »dritte« ist, davon hab ich mich überzeugt, folgendes: die 2 Charaktere modifizieren sich je nach den alten 4 Temperamenten. Dies ist eine wichtige Erkenntnis. Der Choleriker des 1. u. 2. Charakters sind die 2 Formen des viel erörterten »dritten«. videtur?) Nun der erste Charakter ist wesentlich Intellektualist. So wendet er sich auch wesentlich an den Intellekt, und, ob er nun didaktisch oder paränetisch, also theoretische oder praktische Probleme behandelnd predigt, immer ist er wesentlich Didaktiker, will Aufklärung geben, und vertraut, daß voluntas sequitur intellectum *67. Seine Predigt ist Darlegung, Entwickelung, logisch-syllogistisch (cf. die Betrachtungsweise d. Jesuiten,) besser: der landläufigen Betrachtungsbücher). Er trägt vernünftig entwickelte »Beweggründe«, Motive heran an den Willen. Er bleibt vorwiegend sachlich, so hat seine Predigt leicht etwas Kühles, Äußerliches, kommt v. Außen heran und oft nicht hinein in die Seele, d. h. nicht bei anders Gearteten. Seine Mittel der Darstellung sind, entsprechend dem logischen Charakter, die Rhetorik, Periodik, die grammatische Formalistik. Seine Gefahr ist die Phrase und der Formalismus. Seine Affekte sind auch rhetorische (im guten Sinn), »Feuer«, »Pathos«, »Affekt«. Und wie er in seiner Psychologie die Gefühle, Leidenschaften als passiones, d.h. als passives Bewußtsein, nicht aktive quellhafte produktive Empfindung auffaßt, so hat leicht sein Affekt etwas Äußerliches, Angehängtes. Der andere Charakter sagt: Wenn d. Intellekt überzeugt ist, ist noch wenig gewonnen. Überhaupt ist das Wichtige nicht ein »Bewegen«, »Überzeugen«, sondern das »Bilden«, Formen, Erziehen. Er wendet sich besonders an Wille und Gefühl. (Das ist aber mehr als eine passio, ist das innerste Seelenleben, ist das Produktive, d. Reichtum, der Lebensgrund, die Lebensstrebungen, ?: »Gemüt«.) So will er dieses gewinnen, bilden. Aber nicht durch äußerlich herangetragene Beweggründe, sondern durch innerliche Weckung von Dispositionen, Neigung, Sehnsucht, Drang. Und die werden dann schon den Intellekt leiten. Ihm geht der innere Drang der Erkenntnis voraus, oder zum mindesten trägt er sie, der »Wille«, als Lebenskraft, Lebensdrang gefaßt. Er sucht vom Innersten 67 »Der Wille folgt der Einsicht.« | ||
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