Romano Guardini Online Konkordanz
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Als seinen Erkenntnis- und Schaffenskräften zugeordnetes Feld.
Zum Menschen stehen wir ähnlich. Wir kennen uns einigermaßen. Unser anatomischer, physiologischer, psychologischer Bestand steht uns doch in etwa übersehbar im Bewußtsein. Gewiß, gerade heute vollziehen sich neue Durchbrüche, wie überhaupt im Weltbild der bloße Mechanismus überwunden wird, und überall die außermechanischen Elemente hervortreten: Die Qualität in ihrer Unableitbarkeit neben der bloßen Quantität; die Gestalt, die nicht aus gleichförmigen Einheiten gebaut werden kann; das Lebendige, das nicht aus dem Toten, das Seelisch-Schöpferische, das nicht aus dem Vitalen, das Personale, das nicht aus Empfindung und Impuls abgeleitet werden kann - das alles schafft sich in unserem bisher nur mechanisch-mengenmäßigen Weltbild Raum. Die mechanische Komponente wird dabei nicht verdrängt, sondern die Aufgabe gestellt, zu sehen, zu denken, wie die mechanischen und die außermechanischen Ordnungen ineinander und durcheinander sind und wirken. Eine Aufgabe der Schau und der Gestaltung, so groß, wie sie das mechanische Weltbild nicht einmal ahnte. Das nämliche geschieht nun auch in unserem Bewußtsein vom Menschen. Die alten, von der mechanischen Körper- und Seelenauffassung verdrängten Vorstellungen drängen wieder hervor und fordern Einordnung. So in der Medizin, Psychologie, Pädagogik, Soziologie. Aber das alles kommt nicht als etwas Neues; es ist die alte, verdrängte Einsicht, die sich wieder Raum schafft. Worum es jetzt überall geht, im Bilde von der Welt, wie in dem vom Menschen, ist dies: Zu sehen, wie die Kräfte zueinander stehen. Quantität und Qualität; Rechnung und Schaffen; Maschine und Leben; Sache und Person. Im Einzelnen wie in der Gesamtheit.
Das wird freilich vom Menschen eine neue Haltung fordern. Einen neuen Sinn für Verhältnisse, für Maß und Grenzen, für

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