Romano Guardini Online Konkordanz
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Sollten mit Bedacht hindurchgehen und unser Herz auftun, damit es vernehme, was sie spricht. Vielleicht sogar, wenn es ohne Störung Anderer möglich ist, vorher ein wenig innehalten, damit unser Durchgang ein Schritt der Läuterung und Sammlung werde.
Aber die Pforte sagt noch mehr. Gib einmal acht: wenn du hindurchgehst, hebst du unwillkürlich Kopf und Augen. Der Blick steigt empor und weitet sich in den Raum. Die Brust tut sich auf; in der Seele wird es groß. Der hohe Kirchenraum ist ein Gleichnis der unendlichen Ewigkeit, des „Himmels“, wo Gott wohnt. Gewiß, die Berge sind noch höher, die blaue Weite draußen steigt ins Unmeßbare. Aber alles ist offen, ohne Grenze noch Gestalt. Doch hier aber ist der Raum für Gott ausgesondert; für Ihn geformt, heilig durchbildet. Wir fühlen die aufsteigenden Pfeiler, die breiten Wände, die hohe Wölbung: ja, das ist Gottes Haus, Gottes Wohnung in einer besonderen, geistlichen Weise.
Die Pforte aber führt den Menschen in dieses Geheimnis: Sie sagt: Mach dich frei von allem, was eng und ängstlich ist. Wirf ab, was niederdrückt. Weite die Brust; hebe die Augen! Gottes Tempel ist dieses und ein Gleichnis deiner selbst, denn

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