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Teil II Pfingsten 1953 Ich habe schon sehr oft versucht, ein Tagebuch zu führen. So manche Dinge gehen mir durch den Kopf, und so vielerlei Menschen begegnen mir; mein Gedächtnis aber war immer schlecht und wird nur noch schlechter. So sollte ich versuchen, einiges festzuhalten. Es ist mir aber nie lange gelungen. Meine Geschichte scheint mir im Grunde gleichgültig zu sein. Heute habe ich begonnen, das »Journal« von Julien Green zu lesen, das mir Frau M. Rolland geschickt hat. Da kam der Gedanke wieder, und ich will es noch einmal damit versuchen. Vielleicht kommt es auf die Form an: jenes Mittelmaß des Immer-Möglichen zu finden, das weitergeführt werden kann, ohne den Tag zu sehr zu belasten. Las heute einen Aufsatz von Cl. Münster im »Hochland« über »die Fernübertragung des Meßopfers«. Ein richtiger Warnruf. Daraufhin rief ich an, ob man nicht eine größere Sache darüber hinausgeben solle, von Laien geleitet, die deutlich machte, worum es da geht. Manchmal habe ich das Gefühl, in meinem Leben gehe wieder einmal ein Abschnitt zu Ende. Ob ich mich nicht emeritieren lassen solle und mich für spontanere Arbeit frei machen? Daß ich den Auftrag des Europarates für die römischen Gespräche, dann die Einladung La Piräs nach Florenz, und endlich den Vortrag vor der Generalversammlung der »Hüttenleute« in Düsseldorf ablehnen mußte, war eigentlich nicht in Ordnung. Aber meine Gesundheit erlaubt nicht beides, Universität und das. Wer weiß, vielleicht im nächsten Frühjahr. Vielleicht im Zusammenhang mit den Plänen des Oratoriums für München-Gern? | ||
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