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Sinn-Auge auf mich blickt. Daraus treten immer wieder ein Mensch oder einige Menschen hervor; sind »an der Reihe«; kommen in irgendeiner Form auf mich zu. Diese werden mir zugewiesen: Siehe deinen Nächsten ... Damit ist aber weiter gesagt, daß das Nächster-Sein nicht über ein Schema geht. Was das näherhin bedeutet, daß dieser da mein Nächster ist: was der Inhalt meiner Liebespflicht ihm gegenüber ist, das ergibt sich eben daraus, wie er mir zugewiesen ist, aus der Stunde, aus den Verhältnissen, aus dem Zusammenhang. Dem Gebot der Nächstenschaft in Liebe genügen heißt, bei diesem hier helfen; bei jenem teilnehmen; beim dritten Ehrfurcht haben; beim vierten vielleicht schweigend fortgehen. Hier wiederum muß die Liebe schöpferisch sein: Sie hat kein Schema, das für alle gilt. Sie soll das einmalige Gefüge von Verhältnissen und Zusammenhängen, von Mensch und Situation deuten; aus ihm selbst heraus die Forderung annehmen, und es auf das Rechte hin formen. Da hört alles Schema und alle Kasuistik au£ Die durchschauende Kraft des Blickes, die deutende Klarheit des Urteils, die schaffende Kraft des Herzens und der Hand sind angerufen. Der Glaube aber verheißt, daß Gottes schöpferische Kraft selbst darin wirkt, denn »wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott« - aber auch »Gott bleibt in ihm« [1 Joh 4,16] und wirkt in ihm, und macht, daß an dieser Stelle das Neue wird, um dessentwillen Christus gekommen ist. | ||
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