Romano Guardini Online Konkordanz
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- ich hörte einmal, glaube ich, das Wort von der »kosmischen Einsamkeit« - ist es nicht so? Und trotz allen Mutes mit dem er »draußen« steht und aushält, muß ihm gar tief die Sehnsucht nach der Heimat kommen, wo Ruhe ist, wo er »schlafen« darf, - nach der Mutter, nicht wahr?*253
- Und doch ist all das gut; er könnte den anderen nicht sein was er ist, ohne diesen Kampf.
12. Okt.
Du wirst die Bilder wohl erhalten haben. Mit großer Freude habe ich sie Dir geschickt. Ich hoffe, daß sie Dir gefallen werden. Der Adamskopf gehört mit dem des schaffenden Gottvaters zusammen, ist die Antwort darauf. Und er wiederum mit dem Kopf Adams nach der Sünde. Sehr lieb ist mir die Scheidung des Lichtes von der Finsternis, wie da der Körper so ganz in Licht aufgeht.*254
- Gestern habe ich auch einen Bouillonwürfel probiert. Es geht prächtig. Machs jetzt nur recht fleißig, nicht wahr? Vielleicht abwechselnd, einmal Bouillon, ein andermal Cacao. Dann wirst Du es nicht müde. Der Cacao ist sehr gut, ich brauche ihn seit 10 Jahren und bin ihn noch nicht müde geworden. Für eine Tasse genügt ein gestrichener Kaffeelöffel voll; zuerst tust Du den in eine Tasse, dann kochendes Wasser darüber und rühren. Und dann rührst Du, wenns Dir schmeckt, einen Löffel voll kondensierter Milch hinein. Ich habe vorerst einmal 1 Büchse bloß geschickt, damit Du sie versuchst. Ohnehin glaube ich, daß bei Deinen Verdauungsverhältnissen milchloser Kakao besser ist.
Nun bitte ich bald um Nachricht, wie es Deinem Mütterlein geht, auch Dir. Grüße Herrn Knöpfler recht herzlich.
Mittwoch hoffe ich in ein Hugo-Wolf-Konzert*255 zu kommen, dann schreibe ich. Vielleicht geht mir etwas für das Problem der Form, der Schwermut, ... auf. Nächstens hoffe ich Dir auch eine Skizze zum Vortrag zu schicken.
Nun viele herzliche Grüße, auch an Dein Mütterlein.
Dein Romano.

253 An dieser Stelle ist das Blatt beschnitten; offenbar hatte Guardini noch mehr dazu ausgeführt.
254 Die Beschreibung deutet auf Michelangelos Schöpfungszyklus in der Sixtinischen Kapelle in Rom.
255 Wolf, Hugo (1860, Windischgrätz, bis 1903, Wien), Komponist, musikalischer Autodidakt, zunächst Musikkritiker; verbrachte aufgrund einer Syphilis-Infektion die letzten Jahre in einer Irrenanstalt. Neben über 200 Liedern (nach Gedichten von Eichendorff, Mörike, Goethe u.a.) verfaßte er die Oper »Corregidor« und Kammermusik. Herman Hefele schrieb einen »Brief« an Hugo Wolf., in: Das Gesetz der Form. Briefe an Tote, Jena 1919; vgl. Br. 1.

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