Romano Guardini Online Konkordanz
Treffernummer:

 < Seite 76> 


Der Name Gottes

Wir Menschen sind grob geworden. Von vielen tiefen und zarten Dingen wissen wir nichts mehr. Das Wort ist eines davon. Wir meinen, es sei etwas Äußerliches, weil wir sein Inneres nicht mehr spüren. Wir meinen, es sei etwas Flüchtiges, weil wir seine Kraft nicht mehr empfinden.
Es stößt nicht, es schlägt nicht, ist nur zartes Gebilde von Klang und Schall, aber ein feiner Leib für etwas Geistiges. Das Wesen eines Dinges und etwas aus unserer eigenen Seele, das vor jenem Ding erwacht, begegnen sich und gewinnen Ausdruck im Wort.
Auf den ersten Seiten der Heiligen Schrift heißt es, Gott habe dem Menschen „die Tiere vorgeführt“, damit er sie benenne (Gen 2,19 f). Mit offenen Sinnen und sehkräftigem Geiste schaute der Mensch durch ihre sichtbare Gestalt in das Wesen und sprach das im Namen aus. Sein Inneres antwortete dem Geschöpf. In ihm rührte sich etwas, das zum Wesen jenes Geschöpfes in besonderer Beziehung

 < Seite 76>