Romano Guardini Online Konkordanz
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Das Stehen

haben davon gesprochen, daß Ehrfurcht vor dem unendlichen Gott eine angemessene Haltung fordert. Er ist so groß, wir aber sind vor Ihm so gering, daß das Bewußtsein davon sich auch äußerlich kundtut: es macht uns klein, heißt uns niederknien.
Die Ehrfurcht kann sich aber noch anders ausdrücken. Denke, du säßest, ruhend, oder lesend, oder in lässigem Gespräch. Da käme jemand, der dir ehrwürdig ist, und wendete sich an dich; sogleich würdest du aufstehen und in aufrechter Haltung hören und antworten. Was bedeutet das? Ist das nicht ein Widerspruch zum vorher Gesagten? Doch nicht; nur ein anderer Ausdruck für den gleichen Grundgedanken: daß ein an uns herantretendes Großes oder Wichtiges im Menschen eine entsprechende Haltung fordert.
Und zwar bedeutet das Stehen, daß er sich zusammengenommen hat. Er ist wach, aufmerksam, gespannt. Und er ist bereit. Denn wer steht, kann sofort auf und davon gehen; kann ungesäumt einen Auftrag ausführen; mit einer Arbeit beginnen, die ihm zugewiesen wird.

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