Romano Guardini Online Konkordanz
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Licht und Glut

Wir verlangen nach der Vereinigung mit Gott, wir müssen es, aus innerster Notwendigkeit, denn „zu Ihm hin hat Er uns geschaffen“, hat der heilige Augustinus gesagt. Zwei Wege sind uns dahin gewiesen. Sie sind verschieden geartet, münden aber in das gleiche Ziel.
Der erste Weg geht durch Erkenntnis und Liebe. Erkennen ist Vereinigung. Erkennend durchdringen wir die Dinge, ziehen sie in uns herein. Sie werden uns zu eigen; zu einem Teil unseres Lebens. Auch Liebe ist Vereinigung. Nicht nur ein Streben danach; sie selbst ist schon Einung. Soviel ein Mensch etwas liebt, soviel gehört es ihm. Die Liebe aber, von der hier die Rede ist, die Liebe zu Gott ist von besonderer Art. Man drückt das wohl so aus, daß man sagt, sie sei „geistig“. Doch das Wort trifft das Gemeinte nicht. Besser sagt man, jene Liebe wirke Vereinigung nicht im Sein, sondern in Bewußtsein und Gesinnung.
Dafür gibt es ein schönes Gleichnis: Licht und Glut. Da steht die Kerze, trägt strahlende Flamme. Unser Auge sieht ihr Licht, nimmt es in sich auf, wird mit ihm eins und berührt es doch nicht. Die

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