Romano Guardini Online Konkordanz
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Das Linnen

Über den Altar wird es gebreitet. Es liegt als „Corporale“, als Leibtuch des Herrn unter Kelch und Hostie. Der Priester ist damit bekleidet, wenn er den heiligen Dienst tut, mit der „Albe“, dem „Weißgewand“. Den Tisch des Herrn deckt es, an dem das göttliche Brot gereicht wird.
Köstlich ist rechtes Linnen; rein, fein und fest. Wenn es so weiß und frisch da liegt - ich muß an einen Gang im winterlichen Wald denken. Mit einem Mal kam ich auf eine Halde, die lag voll frisch gefallenen Schnees, makellos, zwischen schwarzen Tannen. Da habe ich mich nicht getraut, mit meinen groben Schuhen hinüber zu laufen; ganz ehrfürchtig bin ich herumgegangen ... So liegt das Linnen ausgebreitet für das Heilige.
Auf dem Altar, wo das göttliche Opfer dargebracht wird, muß es vor allem liegen. Vom Altar war schon die Rede, wie er herausgehoben steht, der heiligste Ort im Heiligtum. Der äußere Altar ist Gleichnis des Innersten im glaubenden Menschen. Doch nein, mehr als bloßes Gleichnis: der sichtbare Altar erinnert nicht nur an die Bereitschaft des Herzens; das äußere Gebilde und die innere Tiefe gehören zusammen, sind in geheimnisvoller Weise eins.

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