Romano Guardini Online Konkordanz
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aufrecht und beherrscht. Darin strafft sich das Gebet und wird frei zugleich, in Ehrfurcht und Tatbereitschaft.

Das Schreiten

Wann sieht man Menschen schreiten? Nicht oft, scheint mir. Es ist kein Eilen, sondern ruhige Bewegung; kein Schleichen, sondern sicheres Vorangehen. Der Schreitende geht freien Fußes, er schleppt sich nicht; aufgerichtet, nicht gebückt. Nicht unsicher, sondern in festem Gleichmaß.
Echtes Schreiten ist etwas Edles. Frei und doch in guter Zucht; leicht und stark, aufrecht und tragfähig, geruhig und voll von vorandrängender Kraft. Und danach, ob es das Schreiten des Mannes oder des Weibes ist, kommt in diese Kraft ein wehrhafter oder anmutiger Zug; trägt es äußere Last, oder eine innere Welt klarer Ruhe.
Und wie schön, wo es fromm geschieht! Zu lauterem Gottesdienst kann es werden. Schon ein bloßes Dahinschreiten vor Gott wird dazu. Etwa wenn jemand in der Kirche geht, in des höchsten

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