Romano Guardini Online Konkordanz
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Die Sendung der katholischen Jugend
[1921]

Was hier folgt, wurde in einem bestimmten Augenblick geschrieben: als die Jugendbewegung durch die innere Notwendigkeit ihrer Entwicklung vor die Frage des Objektiven und damit auch der Autorität angelangt war. Dieser Augenblick ist vergangen. Die Auseinandersetzung hat bereits begonnen. Außer vielen Aufsätzen geben vor allem drei Bücher davon Zeugnis: Paul Landsbergs Schrift "Die Welt des Mittelalters und Wir" (Bonn, Cohen); Fritz Klatts "Schöpferische Pause" (Jena, Diederichs) und Max Bondys Buch "Das neue Weltbild in der Erziehung" (ebendort). So drückt dieser Aufsatz nicht mehr die gegenwärtige Lage aus. Einzelne seiner Urteile treffen jetzt nicht mehr zu, und auch die in seiner Gesamthaltung liegende Stellungnahme müßte neu bestimmt werden. Nachdem dies gesagt, glaube ich ihn doch noch herausgeben zu dürfen. Einmal als Zeugnis eben jenes bereits geschichtlich gewordenen Augenblicks; dann, weil er aus einer lebendigen Situation heraus die katholische Haltung zu erfassen sucht. Darum hat er auch in allem Wesentlichen seine erste Gestalt behalten. Einzelne Sätze wurden umgeformt, weil sie (ohne jede Absicht) verletzen konnten; anderes mochte mißverstanden werden, und wurde daher schärfer gefaßt oder gestrichen.
Der Aufsatz ist mehrfach angegriffen worden. Es wäre eine reizvolle Aufgabe, an Hand der Entgegnungen herüber und hinüber zu zeigen wie er seiner Bestimmung gedient und die Entwicklung der Jugendbewegung über die Situation weitergeführt hat, der er entsprungen ist. Dazu wären vor allem die inhaltsvollen Erörterungen von Max Bondy in den "Schildgenossen" (Rothenfels, 1922) zu lesen. Von verschiedenen Seiten her ist bestritten worden, daß die freideutsche Jugend die Autorität ablehne. Nicht gegen die Autorität an sich, sondern gegen deren

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