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Die Bedeutung des Dogmas vom dreieinigen Gott für das sittliche Leben der Gemeinschaft [1916] Die religiösen Wahrheiten sind keine bloß theoretischen Sätze. Sie suchen Beziehung zum ganzen Menschen, zu seinem Verstande sowohl wie zum Leben seines Willens und Gemütes. Die Erkenntnis der Wahrheit soll dem inneren Menschen Antrieb und Wegweiser für sein Streben nach Gott sein, soll seine Gesinnung und sein Handeln umgestalten. Nun gehen die Wahrheiten der Religion über die Reichweite unseres Verstandes hinaus, und gerade in den Grundlehren des Christentums ist das Geheimnis am tiefsten. Allein es gilt von ihnen das feine Wort G.K. Chestertons: »Sie sind wie die Sonne; hineinschauen kann man nicht, aber in ihrem Lichte sehen wir alles andere.« *1 So muß es möglich sein, durch eine ehrerbietige und zugleich eindringende Betrachtung die Grenze des Geheimnisses zu wahren und doch den Zusammenhang zwischen Dogma und wirklichem Leben zu knüpfen. Manche Wahrheiten sprechen leicht zu Herz und Willen; so die von unserer Erlösung. Andere scheinen schwerer zugänglich. Zu ihnen gehört vor allem die Grundlage unseres Glaubens, die Lehre vom dreieinigen Gott. Nicht selten begegnet man der Auffassung, sie sei ein abstrakter, himmelferner Satz, den man zwar festhalten müsse, der aber für das wirkliche Leben nicht viel bedeute. Nun erkennt man wohl eine Beziehung des Trinitätsgeheimnisses zum christlichen Leben darin, daß die Werke der Schöpfung, Erlösung und Heiligung den drei göttlichen Personen in besonderer Weise zugeschrieben werden. Weiter darin, daß der *1 Orthodoxie, München 1909, S. 28. | ||
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