![]() | Treffernummer: |
| < | Seite 18 | > |
den Stil, in dem die Umwälzungen des italienischen Städtelebens, die endlosen Kleinkriege, das bunte Treiben an den Höfen sich abspielte - dann haben wir die Empfindung einer unüberbrückbaren Verschiedenheit. - Was an der Renaissance unvergänglich ist, ist all der Reichtum schaffenden, sprudelnden Lebens, die geniale Größe ihrer Menschen und Werke. Aber ihr letzter eigentlicher Inhalt, ihre »Lehre« vermag uns Heutigen nichts zu nützen. - Es gibt aber eine andere Zeit, die uns wirklich verwandt ist, die des Hellenismus und des römischen Kaisertums. Auch sie hatte ein Freiwerden aller individuellen Kräfte und Momente, eine Einstellung der Aufmerksamkeit auf das Ich erlebt. Auch sie war zersplittert, skeptisch und gefangen in dies Ich. Auf sie aber folgte nach langem Ringen eine Periode, die in ihrer Art das hatte, was wir heute suchen, das Mittelalter, jene Jahrhunderte gewaltiger Leistungen, gewaltiger Einheiten. Das Mittelalter ist die modernste Zeit, mehr, es ist unsere Zukunft. Wie aus der zersetzten hellenistisch-römischen Kultur, durch den Eintritt des Christentums und Germanentums das Mittelalter wurde, das Schauspiel, scheint mir, könnte uns Weisheit lehren, denn unsere Aufgabe ist, ein neues »Mittelalter« zu schaffen. Das braucht niemanden zu erschrecken; nicht zurück zum vergangenen, sondern vorwärts zu »unserem Mittelalter« Solls gehen. Vom Entstehen des ersten aber können wir lernen, die Welt wieder nicht mit den kleinen, verschleierten Augen unserer Subjektivität, sondern mit dem Blick der Dinge selbst, Gottes, zu sehen. Könnten uns wieder nach der Enge und Ängstlichkeit der »kritischen« Zeit die große, so tiefschauende Naivität des objektiven Auges, die Kraft der großen ungebrochenen Bejahung erringen, sie für viele verlorenen Ideale der Heiligkeit, der Wahrheit, der Herrlichkeit des Reiches Gottes wiederfinden. Ebendort aber findet auch unsere Zeit die Lehrmeister des neuen Stils. Ich rede wahrhaftig nicht von einem Abschreiben alter Formen. Aber es besteht eine tiefe Verwandtschaft zwischen Eisen und Beton und romanischen Bauten. Romanische Türme, Bögen und Gewölbe, wie umschließen da, zum Zerspringen | ||
| < | Seite 18 | > |