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Der Weg zu Gott im Neuen Testament [1928] Vorbemerkung: Bei dieser Folge handelt es sich um Vorträge über das Neue Testament. Sie wollen nicht historisch sein; d.h. fragen: Was war damals? Aber auch nicht dogmatisch; d.h. fragen: Welche Lehren stecken darin? Sondern hier nimmt der Glaubende das heilige Buch, liest, und schaut, und horcht, und versucht zu sagen, was er da findet, Gestalt und Geschehnis und Sinn; sich und, vielleicht, auch dem Anderen zur Freude und Förderung. Der Weg zu Gott Das Wort ist ein Gleichnis. Gott ist Geist, und man kann nicht zu ihm gehen wie von einem Orte zum andern. Dennoch ist der Sinn des Wortes klar. Es meint ein geistiges Geschehen, das wir nur durch das Bild einer Bewegung ausdrücken können. Es setzt voraus, daß der Mensch in irgend einem Sinne bei Gott sein könne. "Bei" ihm, das heißt, ihm geistig nahe; in Gemeinschaft mit ihm. Man ist bei ihm, wenn man Anteil an ihm hat; wenn das eigene Leben von ihm erfüllt ist. Ich bin bei ihm, wenn er und ich - soweit es erlaubt ist, hier so einfach "und" zu setzen - im rechten Du zu einander stehen. Das Wort setzt weiter voraus, daß wir nicht bei Gott sind, ihm fern; außer Gemeinschaft mit ihm, und ohne Anteil an ihm. Und es setzt voraus, daß wir aus der Ferne in seine Nähe gelangen können; daß wir es sollen. Das Neue Testament ist erfüllt von dem Bewußtsein, daß wir von Natur Gott ferne sind. Schon das Prophetentum hatte in diesem Bewußtsein gewurzelt. Seine Predigt war ein einziger Ruf aus der Gottesferne in die Gottesnähe heimzukehren; aus dem falschen Verhältnis zu Gott in das rechte, gute, umzuwenden. Dieses Bewußtsein verstärkt sich im späteren Judentum, | ||
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