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19. Predigtmanuskript vom 16.02.1913, Freiburg. Meinem lieben Josef! zur Erinnerung. 16/2/1913. »und er ward vor ihnen verklärt« Mt 17, 2. Dom. II. Quadragesimae.*166 1913, Freiburg. 1. Es war ein harter Weg, den Jesus Christus durch diese Welt ging, voll Mühsal und Leiden. Dreißig Jahre lang hat er ein Leben der Arbeit geführt, und die Jahre die dann kamen, waren noch schwerer. Da wanderte er landauf u. landab, unter glühender Sonne, auf steinigen Straßen. Seine Tage gehörten dem Volke, der Abend oft genug den Kranken, und gar manche Nacht verging dann noch in einsamem Gebet. Und hätte er dabei noch erquickende Freude finden können! Aber seine Seele war voll herben Schmerzes, wenn er sah, wie um ihn her sein Volk, das er so liebte, in Irrtum und Sünde zu Grunde ging; wenn er bittere Worte hören mußte, Verleumdung und Haß ihn umgaben; - und wie schlug das Leid in den letzten Tagen über ihm zusammen, am Ölberg, im Gerichtssaal, am Kreuz! Woher kam ihm nur die Kraft, das alles zu ertragen? - Und niemand stand ihm bei. Die Obrigkeit, die ihm Gerechtigkeit hätte erweisen sollen, die verurteilte ihn, das Volk, dem er soviel Gutes getan, das verließ ihn. Keiner war, der ihm nur ein Stücklein seines Leides abgenommen hätte. Ganz einsam war der Herr. Wo fand er nur die Kraft, in dieser Einsamkeit nicht unterzugehen? - Wenn wir aber die Evangelien durchforschen, wir finden kein Wort der Erbitterung, kein Wort der Abneigung; - nur eine nimmermüde Liebe. 166 Zweiter Fastensonntag. | ||
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