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Der Glaube als Überwindung Im ersten Brief des Apostels Johannes steht der Satz: »Alles, was aus Gott gezeugt ist, überwindet die Welt; und das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube.« (5,4) Die Worte sind uns vertraut, und wir glauben, ihren Inhalt zu kennen. Wenn wir uns aber mit ihnen einlassen, führen sie uns weiter und tiefer, als wir gedacht haben. Auf den ersten Blick scheinen sie folgendes zu sagen: Der Mensch, der an Christus glaubt, ist stark. In Gottes Wahrheit verwurzelt und durch seine Gnade gekräftigt, vermag er die Last zu tragen, die das Dasein auf ihn legt. Er vermag dem Häßlichen, Bösen, Niedrigen, das in ihm selbst und um ihn her am Werke ist, zu widerstehen. Er überwindet das Leid. In dem, was ihm geschieht, sieht er Gottes Weisheit; er ahnt einen ewigen Sinn selbst im scheinbar Verzweifelten, und reift so zur Mündigkeit der Söhne und Töchter Gottes heran ... Nach dem ganzen Zusammenhang ist das tatsächlich zunächst der Sinn der Apostelworte. Sie sagen aber noch mehr, nämlich folgendes: Glauben ist selbst und an sich schon ein Sieg. Man kann gar nicht glauben, ohne über die Welt zu siegen. Nur so viel, als ein Mensch über die Welt siegt, glaubt er. Wenn er den Kampf mit der Welt nicht aufnimmt und in ihm Herr bleibt, stirbt sein Glaube, denn Glauben ist nur in der Form der Überwindung möglich. Was bedeutet in diesem Zusammenhang überhaupt das Wort »Welt«? Die Heilige Schrift braucht es in verschiedener Weise. Zunächst – denken wir etwa an den Schöpfungsbericht der Genesis – meint sie mit Welt alles das, was es gibt und was geschieht, in seiner Mannigfaltigkeit und seinem Zusammenhang. Danach ist Welt das Land, in dem ich lebe; Fluß und Meer, Feld und Wald und Gebirge; die Bäume und die Tiere; | ||
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