Romano Guardini Online Konkordanz
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Erscheinung des Herrn
Eine Lehrrede *13

Daß der Tag der Erscheinung des Herrn weithin den Namen der Heiligen Drei Könige angenommen hat, ist nicht zufällig geschehen. Es drückt eine Verschiebung in der Weise aus, wie der Sinn dieses Festes gesehen wird - eine Verschiebung, die man nur als verhängnisvoll bezeichnen kann. Die Ereignisse, von denen Mt 2,1-18 berichtet: wie chaldäische Magier den geheimnisvollen Stern entdecken, an ihm die Geburt des Erlöser-Herrschers erkennen, diesen suchen und vor der Krippe dem heiligen Kinde huldigen; wie Herodes es zu töten sucht und die Heilige Familie nach Ägypten flieht - dieses ganze geheimnisvolle, innige und schreckliche Geschehen hat die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Phantasie hat an dem Bericht weitergearbeitet und eine Sphäre der Legende um ihn geschaffen. Die Kunst hat eine Fülle lieblicher Werke aus ihm gebildet und mannigfacher Volksbrauch ist aus ihm entstanden. Durch all das fromme Wesen aber ist jenes Ungeheure, das sich eigentlich aus diesem Feste erhebt, ganz übersponnen worden. Weithin hat man vergessen, daß »Epiphania Domini« in einem Range mit Ostern und Pfingsten steht, und sich gewöhnt, in ihm eine Art Weihnachtsausklang zu sehen. So ist es wohl gerechtfertigt, wenn wir nach dem ersten Sinn dieses Festes fragen.
Was es eigentlich bedeutet, muß uns seine Liturgie sagen. In der Antiphon zum Magnifikat der zweiten Vesper heißt es: »Von dreien Wundern geschmückt ist der heilige Tag, den wir verehren: Heute führte die Magier zur Krippe der Stern; heute ward bei der Hochzeit aus Wasser Wein; heute wollt' von Johannes Christus im Jordan getauft sein, daß Er das Heil uns bringe. Alleluja!« Das klingt überraschend. Drei Ereignisse also als Inhalt des Tages! Warum? Und warum diese?

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