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Über den Heiligen und den heiligen Franziskus [1934] Wenn wir heute das Wort „die Heiligen“ brauchen, dann geschieht es in einem andern Sinn, als bei dem Manne, der es zum erstenmal gebraucht hat: Paulus. Die Heiligen sind für ihn jene, die an Jesus Christus glauben, durch die Taufe in das von Ihm gebrachte Neue Leben wiedergeboren und durch die Nachfolge mit Ihm verbunden sind. Das christliche Dasein ist ein Geheimnis. Alle Paulusbriefe zeugen davon. Es hat eine Dimension mehr als das Dasein der Welt – nein, in ihm ist, das Weltliche umwerfend und neu schaffend, die Macht Christus’, des Herrn, der starb und auferstand und nun in geistlicher Wirklichkeit lebt; der den geschichtlichen Raum verließ, da er zum Himmel einging, aber eben damit „wiederkam“ und in den neuen, von ihm geschaffenen Raum der christlichen Innerlichkeit eintrat. Wo das Geschöpf an das Nichts grenzt und die Hand des schaffenden Gottes es im Sein hält; wo die Hand des neuschaffenden Gottes die der Sünde und dem Tode verfallene Kreatur ergreift, um aus ihr den neuen Menschen zu bilden, dort ist die christliche Innerlichkeit. Sie ist jenes „In“, das es nicht für sich gibt, sondern nur durch Christus, an Ihm, mit Bezug auf Ihn. Jenes „In“, welches die Zugewendetheit der erlösenden Liebe des Gottmenschen ist. Dort steht Christus, als wirkende Gestalt, als umformende Macht. Der Inhalt dieses Wirkens aber ist, „daß Christus gebildet werde in uns“, daß der Glaubende „heranwachse zum Vollalter Christi“; daß „er lebe, aber nicht er, sondern Christus lebe in Ihm“ – und wie die mächtigen und seligen Worte lauten, mit denen Paulus das Geheimnis des christlichen Daseins deutet, wonach Christi, des Gottmenschen liebendes Verlangen danach geht, in den Menschen seine unendliche Fülle zu offenbaren; der Erlöste aber ebendarin vor Gott er selbst wird, daß Christus in ihm lebt. Dieses Geheimnis, | ||
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