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Jetzt leb wohl. Schreib mir bald einmal. Vergiß auch die Aufsätze nicht. Dein Romano. 10/II/16. Mainz, Gonsenheimerstr. 18. 62. Brief vom 26.05.1916, Mainz. 26.V.16. Lieber Josef*508 Vier angefangene Briefe liegen da. Aber ich will sie Dir doch nicht so schicken; sie sind zum Teil gar nicht schön. - Es hat sich herausgestellt, daß die Sache in Berlin auf Repressalien beruht. Vielleicht hat unser Herrgott seine guten Absichten dabei: so haben meine Brüder in den Ereignissen doch jemand in der Nähe.*509 Mit Deinem guten Brief hast Du meiner Mutter gar gut getan. »Der fühlt wie ich« sagte sie heut; »man möchte meinen, er sei ein Sehender.« Hab Dank, Lieber. Mutter ist furchtbar mitgenommen, besonders seit der Berliner Antwort*510 und vollends in den letzten Tagen. Du verstehst.* So wie heut hab ich sie noch kaum je gesehen. Und hier kümmert sich niemand um sie. Es ist sehr hart; hat sie doch so viel Gutes getan. Keins kommt von selbst zu ihr; sie ist ganz allein. Wenn sie nur nicht am Gemüt Schaden nimmt! ich meine die Ereignisse ultra montes*511 Weißt Du, die größte Lehre des Krieges ist doch die, daß das Christentum noch nicht weit unter die Haut gegangen ist. Wenigstens scheint mirs so. - 508 Weiger war ab 1. Mai 1916 Vikar in Hauerz bei Leutkirch/Bad Wurzach/Württemberg. 509 Wie in den folgenden Briefen beziehen sich diese Äußerungen auf den Vater, der in die Schweiz auszureisen gezwungen war. 510 In Berlin wurde über die Ausweisung des Vaters entschieden; vgl. Br. 62. 511 »Jenseits der Berge«: in Italien. | ||
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