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Gottes Geduld In der Sprache des Menschen gibt es tiefe Worte. Sie hüten Einsichten in das Wesen der Dinge, in den Zusammenhang des Lebens. Und nicht nur Einsichten, sondern Erfahrungen. Denn was sie enthalten, sind nicht nur konstatierte, sondern geschaute Dinge; nicht nur beobachtetes, sondern gelebtes Leben. Unter ihnen sind einige besonders tief. die Namen Gottes. Zum Teil haben wir sie von ihm selbst empfangen; sie sind die Offenbarungen, durch die er uns sagt, wer er ist und uns in den Mund legt, wie wir ihn rufen sollen. Da aber das Wesen des Menschen in Gott liegt, und der Mensch wirklich Mensch wird, indem er Gott anhängt, so enthalten die Namen Gottes zugleich Offenbarungen über den Menschen. Wenn etwa Gott genannt wird "der sieht", so haben sich da erleuchtete Menschen von ihm erblickt gefühlt. Sie haben gefühlt, wie sein Blick durch ihr Wesen ging, daß es wie ein aufgeschlagenes Buch vor ihm lag. So haben sie ihn als den erkannt, vor dessen Blick es keine Wände gibt. Haben erfahren, daß der Mensch im Blick Gottes steht wie im Licht. Daß dieses Blicken Gottes richtet und aufbaut zugleich, daß es furchtbar ist und doch lösend. Wir haben bereits davon gesprochen; von der Erzählung der Genesis, wo sich die unendliche Herzenserlösung Abrahams, als er seinen Sohn vom Altare wiederempfängt, in dem Wort ausdrückt: "Gott sieht". Und wieder im Psalm 139, wo der Betende so unsäglichen Trost in dem Gedanken erfährt, daß überall, er mag gehen, wohin er will, der Blick Gottes ihn durchdringt. Gott ist der Schauende, und der Mensch ist der Geschaute. Andere Gottesnamen sind aus dem Menschenherzen selber aufgestiegen. | ||
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