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Von der Unbekanntheit Gottes *18 Man hört heute oft davon sprechen, Gott sei der Unbekannte, und freut Sich darüber. Es ist immer ein besseres Zeichen für die Frömmigkeit einer Zeit, wenn in ihrem Bewußtsein die Unbekanntheit Gottes hervortritt, als wenn sie meint, gar so viel von Ihm zu wissen, und so ohne weiteres von Ihm redet: Er sei dies, Er sei jenes; so sei recht Ihm gegenüber gehandelt und so falsch ... Doch freilich, es ist ein großer Unterschied, wie das gesagt wird, Er sei unbekannt. Ob es in Frömmigkeit geschieht oder aber in Skepsis, oder in Kälte ... Aber ist es denn wirklich wahr, daß Gott unbekannt ist? Der Gott, von dem wir immerzu sprechen, auf den wir uns berufen, an den wir uns wenden? Die Welt ist doch von Ihm geschaffen! Es heißt doch, daß »die Himmel Seine Ehre verkünden« [Ps 18,2] und daß man »aus der Sichtbarkeit der Welt erkennen könne, was unsichtbar ist an Gott« [vgl. Röm 1,20] ... Wie steht es damit? So sag denn: Wo triffst Du in der Welt auf Gott? Ist da nicht alles zugestellt? Mit Bergen, mit Ebenen, mit Bäumen und Tieren, mit Häusern und Dingen und Luft und Licht? Ist da eine leere Stelle, »wo« Gott stünde? Du erwiderst: »So kann man nicht sprechen. Er ist ja doch überall!« Überall, gewiß - aber wo komme ich an Ihn? Wie merke ich, wer Er ist? Du sagst: »Die Dinge sind von Ihm geschaffen, und ein Bild Seiner Herrlichkeit. In ihnen offenbart Er Sich.« Aber was sagen sie denn von Ihm? Sie können doch nur sagen, was sie selbst sind. Der Baum kann sprechen: Das Ragen meines Stammes, das Ausgreifen meiner Äste, die Wölbung meiner Krone, die Macht des treibenden Lebens in mir ... das alles - ja, wird er sagen: Es ist Gott? Gewiß nicht. Er wird sagen: Es hat sein Urbild in Gott. Aber gleich dazu: Natürlich ist es ganz anders als | ||
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