Romano Guardini Online Konkordanz
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O beata Trinitas ...
[1918]

Der heilige Augustinus berichtet im Buch seiner Bekenntnisse, wie er einst nach seiner Bekehrung in die Heimat zurückkehrte. Seine Mutter war bei ihm, die heilige Monika. Sie hatte ihn durch ihr Wort und durch das Gebet ihres großen, liebestarken Herzens für die Wahrheit Christi gewonnen. Nun war ihr Werk vollbracht. Sie sehnte sich nach der ewigen Heimat. Und als sie einst an einem Rasttag in der Stadt Ostia beieinander saßen, da begann sie, von Gott zu reden. Mit Worten voll Kraft und Glauben rührte sie die Seele ihres Sohnes empor, über alle Geschöpfe und Dinge hinaus, immer höher, bis sie im Geiste vor dem Throne Gottes, des Dreieinigen, niedersanken. Und dort verstummten sie, und verharrten anbetend vor der Herrlichkeit Gottes, ganz versunken in seinen Frieden.
Wir wollen jetzt auch einmal tun wie St. Augustinus; alle Geschäfte des Werktages wollen wir verlassen, allen Kummer dieser Zeit; im Geist wollen wir hinaufsteigen über alle Menschen, über alle Sterne, über alle Engel, dorthinaus, wo Gott wohnt.
Da wird uns zu Mut, wie einem Menschen, der im Gebirge emporklimmt, immer höher. Und je höher, desto stiller wird es. All der Menschenlärm bleibt dahinten; immer seltener begegnet ihm ein Wanderer. Immer feierlicher wird es rings herum. Auch über das Herz kommt ihm eine feierliche Stille. Und wie er endlich auf der Höhe steht, und schaut um sich, da liegt alles im Licht ganz in weitem schweigendem Frieden.
So ist droben bei Gott. Da ist kein Kampf, kein Streit, kein hartes Wort, kein böser Gedanke - nur ewiger, unendlicher Friede. So tief, so wunderbar, daß unser ruheloses Herz ihn gar nicht zu fassen vermag, und ihn der Apostel den Frieden nennt, »der da ist über alle Vernunft«.

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