Romano Guardini Online Konkordanz
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Gründen wider ihn sprechen. Und doch weiß er vor Gottes heiligem Antlitz, daß sein Suchen recht ist.
Nach dem Gral ist Quickborn ausgezogen. Will sagen, was der ist? Das heilige Geheimnis der Einheit, darin sich aufrechtes Menschentum und demütiger Gehorsam verbindet; wesensstarke Natürlichkeit und gute Zucht. Schaffen und Freuen, und Opferkraft zugleich. Da tritt der Bruder der Schwester gegenüber in reinem Vertrauen. Da wurzeln die Füße in der Heimat, aber das Herz ist weit für alle Menschen. Stark steht der Mensch in der ihm von Gott angewiesenen Gegenwart, aber sein Geist horcht in die Ewigkeit. Und das alles ist nur möglich, weil die Herzen mit Gott verbunden sind und getragen von seiner Gnade, weil sie Gott lieben und die Geschwister in ihm.
Das ist der Gral. Wahrheit und Liebe in Christi Kraft. Nach dem sucht Quickborn, wie einst Parzival.
Wo aber ist er? Nicht hier oder dort, an Orten, die man angeben kann, sondern lebendig im Herzen, das euch geworden ist, gläubig rein, und seiner selbst mächtig in Geduld; weit in Liebe, voll wissender Verantwortung und stark in Zucht.
Doch daß ichs recht sage: Da ist der Gral noch nicht, noch nicht ganz. Auf Monsalvat hat Parzival ihn gefunden, in der heiligen Burg. Dort finden ihn auch wir.
In diesen Tagen haben wir viel von unserer Burg gesprochen, und was sie uns sein müsse. Hier aber rede ich nicht von diesem Haus aus Holz und Stein. Das ist nur Sinnbild der unsichtbaren Burg, die allein den Gral umschließt.
Die aber steht überall im Land, wo auch nur zwei oder drei zusammenhalten. Wo immer Brüder und Schwestern zueinander stehen, und sich und Quickborns Sendung die Treue halten, in selbstloser, zuchtvoller Gemeinschaft, da ist die Burg, und darin der Gral ...
Brüder und Schwestern, wieder reitet Parzival durch die Lande und sucht. Wieder ist Monsalvat bereit, aufzuleuchten, mitten in der lärmendsten Stadt, im ärmsten Dorf, im bedrängtesten Haus.

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