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Der heilige Augustinus *44

Liebe Freunde!
Es fügt sich schön, daß wir unser Zusammensein mit dem Gedächtnis des heiligen Augustinus beschließen dürfen. Er ist der Mann, dessen Wesen in das Bewußtsein des christlichen Abendlandes mit jenem Satz eingedrungen ist, den er an den Beginn seiner inneren Geschichte gestellt hat: »Zu Dir hin, o Gott, hast Du unser Herz erschaffen, und es ist unruhig, bis es Ruhe findet in Dir.«
Augustinus hat als erster aus der Fülle heraus über das christliche Herz gesprochen. Möglich wurde dieses Herz, als Gottes Liebe in einem Menschenherzen auf Erden zu glühen begann. Geboren wurde es, als der Heilige Geist das Christenwesen in die Menschenherzen trug. Sein Reichtum und seine Not leben in den Briefen des heiligen Paulus. Seine Innigkeit und Weite strömt in dem wunderbaren ersten Schreiben des Apostels Johannes. Von da an klingt sein Ton immer wieder auf. Wo immer einer die Botschaft des erlösten Menschen kündet, geht der Ton des von Gott berührten Herzens durch sein Wort. Wer aber zuerst mit der Macht des freigewordenen Wortes von ihm gesprochen hat, war Augustinus. Doch das ist noch nicht genug gesagt: Er hat nicht nur über das christliche Herz gesprochen, sondern aus ihm heraus. Das macht seine Gedanken so stark und lebendig, daß sie nicht nur vom Geiste, sondern zugleich vom Herzen her gedacht sind.
Was ist denn das Herz?
Das, was sich erhebt, wenn der Mensch mutig ist; schlaff wird, wenn er sich fürchtet; sich zusammenkrampft, wenn er Angst hat; freudig zu klopfen beginnt, wenn er eine edle Tat sieht. Das Herz wird von jenem Geheimnisvollen angerührt, das wir den Wert nennen. Der Wert ist das Salz des Daseins. Ohne ihn könnten wir nicht bestehen. Durch ihn bezeugen die Dinge, daß sie würdig sind, zu sein. Alles, was wirklich ist, trägt die

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