Romano Guardini Online Konkordanz
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Danke D. M. für ihren Brief. Ich denke bald einmal zu schreiben. Bin augenblicklich allein im Amt, Dms Parochus*535 ist in Ferien.
Daß Th. Mann*536 Dir imponiert hat, glaub ich. Es ist ein wirklich raffinierter Psychologe, gewiß von begrenztem Problemkreis und nicht ohne Manier, aber sehr fein.
Die Predigt schicke ich nächstens ein, sie wird, denke ich, zum Herbst recht kommen.
Wegen des Pharus-Artikels muß ich mich schon besinnen.*537 Irgendwie paedagogisch muß es schon sein, und wenns nur Grundfragen sind, die mit der Menschenbildnerei zusammen­hängen.
Herzliche Grüße, lieber Josef. 
Schreib noch einmal wegen der »Weltliteratur«
Dein Romano.
[Gestrichener Text am Seitenende, auf dem Kopf stehend:] Lieber Vater! Deinen Brief vom habe ich erhalten, und werde nach deinen Weisungen verfahren. Wegen Deiner Angelegenheit*
ich sehe, das Papier ist gebraucht; verzeih!
Wohin soll ich an Dein M. adressieren?

65.
Brief vom 06.08.1916, Mainz.
Lieber Josef
Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief, vielen Dank. Ich bin ganz ruhig, und lasse die Sache sich entwickeln, wie sie muß. Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Wie ich schrieb, haben wir Eingabe um Ausreiseerlaubnis gemacht; es scheint nun, daß die Erlaubnis Schwierigkeiten begegnen wird. Sodaß es also nicht ausgeschlossen ist, daß die Mutter am Ende doch hier bleiben muß. Mir wäre es am liebsten, sie ginge,
535 Herr Pfarrer von St. Emmeran, Mainz.
536 Thomas Mann (1875, Lübeck, bis 1955, Kilchberg/Zürich) veröffentlichte 1916 die Betrachtungen eines Unpolitischen.
537 Anscheinend wollte Weiger einen Aufsatz im Pharus veröffentlichen.

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