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Notizen zu einem Wesensbild des platonischen Denkens Platon hat einen Blick auf das Dasein gefunden und eine Möglichkeit geistigen Existierens entdeckt - in gewisser Weise kann man auch sagen, begründet --, die immer gültig bleiben werden. Diese Möglichkeit des Blickens und Bestehens nimmt unter den jeweiligen geschichtlichen Voraussetzungen einen verschiedenen Charakter an; in ihrer letzten Struktur bleibt sie sich aber immer gleich. Platon hat sie nicht als abstraktes System, sondern als lebendige Gestalt entwickelt, nämlich als die Gestalt des Philosophen. Er hat den Philosophen theoretisch bestimmt, indem er einen Kanon der Fähigkeiten aufstellte, welche dieser besitzen müsse; der Leistungen, die ihm aufgegeben seien, und der Bildung, deren er bedürfe - siehe das sechste Buch der Politeia. Er hat ihn auch in einer Art gedanklicher Dramatik an der Arbeit gezeigt, im Akt des Philosophierens begriffen --, so vor allem in den Dialogen der früheren und mittleren Zeit. Endlich hat er ihn gezeichnet, wie er bestimmte Situationen des Lebens in gültiger Weise besteht --, so im Symposion, wo er zu festlicher Stunde von den höchsten Dingen spricht; in der Politeia, wo er jenes Ganze aufbaut, das die Synthese aller Einzelleistungen und zugleich die Voraussetzung bildet, von der aus das Besondere erst möglich wird, den Staat; in der Apologie und im Phaidon, wo er dem Tod entgegensieht und aus seiner philosophischen Überzeugung die Kraft gewinnt, das Ende recht zu bestehen. Dieses Bild ist ebenso reich gegliedert wie tief geschildert. Im Nachfolgenden versuchen wir einige Züge herauszuheben. | ||
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