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Gottes Walten und die Freiheit des Menschen Es ist eine Gruppe von Fragen, die im christlichen Denken oft wiederkehren. Sie lauten etwa folgendermaßen: Wenn Gott alles weiß, dann kennt er auch die Zukunft und weiß, was der Mensch tun wird – wie kann der Mensch dann noch frei sein? Wenn Gott alles wirkt, ist alles Geschehende sein Werk – wie kann es dann neben ihm noch eine menschliche Eigenkraft geben? Gott ist gut, will das Gute, und sein Wille vermag alles – wie ist dann noch Böses möglich? Gibt es aber das Böse, und in so schrecklichem Maße, wie unsere Erfahrung es immer wieder feststellen muß – ist dann Gott wirklich allmächtig? Wenn er es aber ist – wie ist er dann am bösen Tun beteiligt? Kann er selbst noch gut sein? Ist er nicht in Wahrheit ein furchtbares Wesen? ... Diese Fragen sind schwer und bedrängend. Manche Zeiten der Geschichte – denken wir etwa an die der Reformation – haben sie sehr stark empfunden. Auch gewisse ernste, schwermütige innerlich verletzliche Naturen sind für sie besonders anfällig. Seelsorger und Ärzte wissen, welche Macht diese Fragen über die Menschen bekommen können; manchmal so große, daß sie daran erkranken, lebensunfähig werden und es, falls überhaupt, dann nur mit viel Mühe gelingt, sie wieder in Ordnung zu bringen. Wir wollen diesen Fragen nachgehen, soweit das auf dem beschränkten Raum dieses Versuchs möglich ist. Wenn es gelingt, eine Antwort auf sie zu finden, oder auch nur ihnen gegenüber Stand zu gewinnen, haben wir wirklich etwas gewonnen. Abgesehen davon leitet uns aber noch eine zweite Absicht. Wir wollen uns nicht nur über den Gegenstand des Problems selbst, sondern auch über den Charakter klarwerden, den überhaupt Probleme dieser Art haben; nicht nur darüber, was gerade hier Wahrheit ist, sondern wie diese schwierigen, ja gefährlichen | ||
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