Romano Guardini Online Konkordanz
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Willens nimmt Jesus den Vater selbst auf. Das Ansprechen dieses Willens und dessen Erfüllung ist das Einvernehmen der Liebe. Nur von hier aus erhalten Worte einen Sinn wie das "Müssen", die "Speise", die Einheit des Blutes, die Sorge um die Erfüllung, das "Nicht mein, sondern Dein Wille", und der selige Triumph des Ausrufes: "Den Willen des Vaters tue Ich allezeit!" Wir würden eine Übertreibung fühlen müssen, eine gewaltsame Emporsteigerung, wenn wir diesen Willen nur sachlich nehmen wollten, als Gebot der Gerechtigkeit oder wie immer. So kann man ein Hersprechendes ins eigene Innere, in das Herz, in den Geist nur aufnehmen, wenn es Liebe ist.
Horchen wir von hierher auf das Innere Jesu, wie es in all dem Reden und Tun durchvibriert, so fühlen wir ein ewiges inneres Zwiegespräch; immerfort sagt der Vater: Tue dies - und Jesus antwortet: Ja, Ich will, denn so ist es recht. Ein Gegenüber, und innerlichste Einheit zugleich. Göttliche Seligkeit liegt darin.

Jesu Einsamkeit

"Es kommt die Stunde ... da ihr alle ... Mich allein laßt."
Johannes 16,31
Schon einmal in diesen Betrachtungen, als wir von dem Hindurchgehen Jesu durch diese Welt sprachen, war die Rede von seiner Einsamkeit. Sie zu begreifen, führt uns so tief in sein Geheimnis, daß wir uns ihr noch einmal zuwenden wollen.
Es ist nun schon fast selbstverständlich geworden, daß ein Mensch von ungewöhnlicher Größe des Charakters, von genialer Tiefe und Schöpferkraft des Geistes in seiner Zeit unverstanden bleiben müsse. So sehr, daß wir es als freundliche Fügung empfinden, wenn das Verstehen nicht allzu spät zu ihm

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