![]() | Treffernummer: |
| < | Seite 196 | > |
Inzwischen war ich daheim, und da erfuhren wir die neuesten Ereignisse. Denk ein wenig an die Meinen; und wenn Du schreibst, vergiß nicht, daß die Briefe an Mutter und Bruder sicher, an mich wahrscheinlich kontrolliert werden. - Herzliche Grüße DeinRomano. 67. Brief vom 01.10.1916, Mainz. Lieber Josef Grad hab ich Deinen lieben Brief aus Schelklingen gelesen.*565 Herzlichen Dank! Nun setze ich mich gleich an eine Antwort. Schon möglich, daß die ... heiligen Seelen an der mutatio loci mitgewirkt haben.*566 Wünsch' ihnen alles Gute und laß sie laufen! Mir dämmerts auch immer mehr, daß man auf sich selber steht und den ganz wenigen Menschen, die einem (!) lieb haben. Und mein lieber Josef hat genug in sich, um fest stehen zu können. Richte Dich in Deiner Bude hübsch ein, so gut Du kannst, auch wenn es auf eine kurze Zeit nur sein sollte. Ist ebenfalls ein allmählich erworbenes Axiom meiner Weltanschauung, daß ich, abgesehen von Pflicht und vernünftiger Nächstenliebe, mir mein Leben einrichte, wie ich will. Die anderen tun es auch. Um so freier hab ich dann die Ellbogen, wenn ich jemand helfen will. D. M. hat die Überzeugung ausgesprochen, es werde erst einigemal schief gehen, bis es mit einer Stelle glückt. Du siehst, sie hat Weltkenntnis und richtet sich ein; dann wirds aber auch um so schöner. - Daß Du meinen Aufsatz*567 so eingeschätzt hast, hat mich herzlich gefreut. Ich stell ihn auch zum Gelungensten. Weißt Du, an diesem hab ich weniger »gearbeitet« als an irgend einem; er hat sich leicht und von selbst abgelöst. Aber er ist wie kaum etwas anderes aus meinem ganzen Wesen herausgereift. 565 Weiger war ab 27. September 1916 als Vikar in Schelklingen eingesetzt. 566 Der »Ortswechsel« war möglicherweise durch Nachrede der »heiligen Seelen« nötig geworden. 567 Möglicherweise der erste Entwurf Vom Geist der Liturgie (1918). | ||
| < | Seite 196 | > |