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8. Brief vom 24.08.1911, Worms. Lieber Josef! Hier schicke ich Dir das Manuskript.*98 Lies es durch, und sag mir bitte Deine Aussetzungen. Sein Zweck ist ein durchaus praktischer. Es ist entstanden aus jenem Briefe an Dich und aus einem Briefe an einen Bekannten, der mich fragte, wie man das Kunststudium angehen solle. Der Artikel könnte also, vielleicht, für den Aar*99 zu populär erscheinen, obwohl ich meine, daß gerade praktische Aufsätze einfach sein müssen. - Findest Du orthographische und sprachliche Fehler, so korrigiere sie bitte. Ich habe das Ding nun so oft gelesen, daß ich gar keinen Abstand mehr habe und es mir allmählich zuwider wird. Sehr notwendig wäre die Begleitillustration. Eine Hauptpartie des Aufsatzes ist nichts als eine Beispielerklärung des Rethelschen Holzschnittes*100. Hoffentlich wird er aufgenommen? Es ist ein Holzschnitt, also technisch leicht wiederzugeben. Dann hätte ich noch zwei weitere Wünsche. Zuerst möchte ich natürlich Korrekturbogen bekommen. - Dann hätte ich gern einige Sonderabzüge, halt möglichst eine größere Zahl, denn es haben sich mehrere Abnehmer gemeldet, und gerade hier erspart einem die Zusendung eines Abdruckes manchmal lange Erörterungen. Ich habe viele Wünsche geäußert - hoffentlich nicht zu viel. (Vergißt auch nicht, daß ich Honorar möchte, nicht wahr?) Endlich, ja, noch eins. Der Aufsatz soll anonym erscheinen, bloß mit der Signatur A. R.*101 wie im Manuskript. Ich freue mich unbändig auf Deinen Besuch. Der Herr Propst (mein Vorgesetzter) hatte sich erboten, daß Du hier logierest. Aber einmal ist er selbst kränklich, u. dann glaubte ich Deiner Freiheitsliebe entgegenzukommen, 98 Gedruckt unter dem Titel: Von der Beschäftigung mit der Kunst, in: Akademische Bonifatius-Korrespondenz 27, 5 (1.7.1912), 291-99. Bei M 106 fälschlich auf 1922 datiert. 99 Der Aar. Illustrierte Monatsschrift für das gesamte katholische Geistesleben der Gegenwart, Regensburg 1910-1913. 100 Rethel, Alfred (1816, Aachen, bis 1859, Düsseldorf), Historienmaler, Zeichner. Werke: Bildercyclus aus dem Leben Karls des Großen, Aachen 1839; Holzschnitte. Guardini bezog sich in dem genannten Aufsatz, Abschnitt IV, auf Rethels Holzschnitt »Der Tod als Freund« aus den »Meisterbildern des Kunstwart«, aber ohne Abbildung. 101 Antonio Romano, in bezug auf die Vornamen Romano Michele Antonio Maria. Der Großvater väterlicherseits hieß Antonio Guardini (1822-1891). Im Druck erschien: R. A. Guardini. | ||
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