Romano Guardini Online Konkordanz
Treffernummer:

 < Seite 215> 


Der Glaube im Alltag *50

»Wenn ihr keine Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht.« (Joh 4,48)

Wenn wir aufmerksam in heiligen Büchern lesen, die uns vom Leben des Herrn berichten, so bemerken wir bald, wie wenig Jesus uns von dem sagt, was im Innern Seiner Seele vor sich geht. Er erzählt vom Reiche Gottes; Er sagt, wie wir es machen müssen, um in Sein Reich einzutreten; Er spricht von Gottes Herrlichkeit und Güte, von Sünde und Tugend; Er spricht auch von Seiner eigenen Sendung, von dem, was Sein himmlischer Vater Ihm aufgetragen hat - aber Sein innerstes, Sein persönliches Leben, Sein Leiden und Freuen, das ist mit tiefem Schweigen umhüllt.
Nur manchmal bricht ein Blitz aus dieser Dunkelheit und läßt uns für einen Augenblick hinschauen. Was wir sehen, ist dann freilich groß!

2.
Im heutigen Evangelium spricht der Herr noch ein Wort, das vor unseren Augen den Schleier zerreißt, der vor Jesu Seele liegt.
Da war ein Beamter in Kapharnaum, dessen Sohn war krank. Der Mann glaubte noch nicht an den Herrn, zögerte und schwankte und konnte sich nicht entschließen. Aber die Angst um seinen Sohn trieb ihn zu dem großen Wundertäter. Und dabei hatte er den Nebengedanken: »Macht Er ihn gesund, tut Er das Wunder, dann will ich es als Beweis ansehen, daß Er der Messias ist. Dann will ich glauben.«

 < Seite 215>