Romano Guardini Online Konkordanz
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lesen: Thomas Mann*616; Kellermann; Stefan Zweig; Keyserling u.a.*617 Wenn Du einmal etwas ausgeben [4v] kannst, schreib mirs, dann lasse ich Dir einiges schicken. Ist viel Unerquickliches an den Leuten, aber sie haben eine Art, die Sprache zu formen und den wirklichen Dingen ins Herz zu greifen, die einen einfach bezwingt.
Zu Weihnachten wird ein Paketchen aus Mainz ankommen, soll aber erst unter dem Weihnachtsbaum aufgemacht werden. Also nicht das von Wilckens; darüber habe ich ja bereits geschrieben, sondern ein anderes. -
Lieber Josef, ich hätte Dich sehr nötig. Mir ists manchmal, als müsse ich an aller größeren Leistung irre werden. Ich werde über die Vielartigkeit nicht mehr Herr. Ich weiß nicht, wo ich eigentlich einsetzen soll. Ich habe nicht die gleichsam organisch sich entwickelnde innere Notwendigkeit des Geisteslebens, wie Du. Es kann so und so und hundertfältig anders sein; ich sehe, daß ich das Ganze nicht umspannen kann, und kein Einzelnes bindet mich endgültig. Hatte gestern einen bösen Tag, und der heutige ist nicht besser.
Herzliche Grüße, auch von Mario, an euch beide. - Dein R.

75.
Brief vom 20.02.1918, Mainz.
Lieber Josef
Deinen und D. Ms Brief habe ich erhalten. Auch das gute Paketchen, das sehr willkommen war.*618 Vielen Dank für alles.
Augenblicklich habe ich Aussicht, entweder für die Pfarrei loszukommen, oder für ein Lazarett verwandt zu werden. Im letzteren Fall würde ich auch mich besonders um die Akademiker unter den hier ­liegenden Soldaten zu kümmern haben. Will sehen, was daraus wird.
Wir hausen immer noch allein, Mario und ich. Mutter ist jetzt ein Jahr bereits fort. Auf die Dauer ists ja recht einsam und auch umständlich; das Hauswesen leidet darunter. Aber es ist nicht zu ändern, und so müssen wir eben weitermachen.

616 Aus dem WS 1904/05 in München ist Guardinis Lektüre von Thomas Manns Tristan-Novellen bezeugt; s. Rudolf Frank, a.a.O.
617 Bernhard Kellermann; Stefan Zweig; Hermann Graf Keyserling: vielgelesene Romanciers, von denen nur Zweig überdauerte.
618 Guardini hatte am 17. Februar 1918 den 33. Geburtstag.

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