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erlöst: von der Schuld, und von dem, was aus ihr floß: dem Bann der Welt und der Religion. Die ungeheuren Realitäten der Religion bleiben, aber sie drücken nicht mehr, sondern tragen. Der Gegensatz, die »Feindschaft«, ist gelöst in die Harmonie d. Versöhnung. Jetzt sinds Weiten voller Leben, die vor uns stehen. Vor allem im Herzpunkt der Religion ist die Versöhnung, die Erlösung eingetreten: Gott ist nicht mehr »der Herr«, sondern die Ferne und Scheu ist aus dem Innersten her gelöst, er ist unser Vater. Das Ich und Du der Liebe ist an die Stelle des Zusammenstoßes zweier »Lebensmassen« mit seiner Bangigkeit getreten. Das neue Testament Christus hat die Liebe gebracht, und mit ihr das Wundervollste: Freiheit und Freude und Friede. Wir können der Religion froh werden. Damit aber auch der Welt. Denn auch ihr Bann ist gelöst durch Christus (Franziskus*204) Du hast wohl recht, mein liebster Freund, daß im Kreuz die letzte Lösung von allem liegt. Wenn Gott uns das nur so recht drinnen verstehen ließe! 27. Brief vom 01.06.1913, Freiburg. (auch 05.06.1913) Freiburg 1/5/ VI. 13. Lieber Josef! wie hat Dein Brief mich so froh gemacht! Das ist der Ton, auf den wir bei Dir warten, frei und ruhig! Gott sei Dank, und daß er lang klinge! Ich denke immer noch an die Wangener Tage und ihre Gespräche zurück. Hier lege ich ein Blatt bei*205, das die Gedanken zusammenfaßt, in denen ich mir über jenes Gespräch klar zu werden suchte - weißt Du noch - nachdem Du mir vorgelesen hattest? Laß es auch Dein Mütterlein lesen. Was Du mir schreibst, ist so schön und tief. Manches davon verstehe ich, vieles liegt noch vor mir. Da muß ich noch viel weiterkommen und lange leben, um das zu verstehen. Denn die Logik hilft in diesen Dingen nicht viel. Du wirst mir aber manchmal davon sprechen, nicht wahr? 204 Mit Franziskus von Assisi hat sich Guardini immer wieder beschäftigt; vgl. M 219, 233, 234, 427, 965. 205 Nr. 26. | ||
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