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Reflexionen über das Verhältnis von Kultur und Natur I. Fragen wir unser innerstes Bewußtsein nach dem Sinn des Erkennens, so liegt der nicht in einer einfachen Spiegelung fertiger Gegenständlichkeit. Vielmehr geht das lebendige Sein des Erkennenden wesentlich in das Ergebnis des Erkennens selbst ein. Nicht freilich im kantischen Sinne, wonach das Subjekt den Gegenstand "konstituiert", denn das Wissen um entgegentretende Gegenständlichkeit, in sich stehende Dinge, Geltungen usf. bildet gerade einen Grundzug des ursprünglichen Bewußtseins vom Wesen der Erkenntnis. Aber auch nicht im Sinne einer zu vernachlässigenden Beimengung. Denn was der echte Erkenntniswille meint, ist nicht bloß "das Ding draußen" - das es gibt -, sondern etwas, was sich zwischen dem "Ding" und dem lebendig Erkennenden ereignet. Genauer: Der Inhalt dieses Sich-Ereignens, dieser Begegnung: daß nämlich im lebendigen Erkenntnisakt Sehender und Gesehenes, Erkennender und Erkanntes in eine Einheit treten. Diese Einheit aber heißt "Welt". Das erst ist eigentlich, was das Wort "Wahrheit" meint. Ebenfalls Begegnung und Ineins-Treten, ebenfalls Welt-Werdung ereignet sich bei jedem menschlichen Akt: dem Stellungnehmen, Kämpfen, Handeln und Erobern, Ordnen und Schaffen. Die besondere Form des Aktes, der besondere ihn bestimmende Wert und seine spezifischen Maßstäbe sind jeweils verschieden. Vielfach verschieden ist auch das Maßverhältnis zwischen dem objektiven und subjektiven Faktor. Immer aber sind beide gegeben, und wäre es nur in der Form eines Randmomentes, denn immer ist das eigentlich Gemeinte "Welt". | ||
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