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Wie wäre es, wenn man statt dessen sagte, Gott gehe mit uns in jeden Augenblick hinein und nehme ihn zusammen mit uns ernst? Ob dadurch nicht der Augenblick und wir mit ihm ebenso, ja noch besser »vorgesehen« sind, und die geschichtliche Dringlichkeit gewahrt bleibt? 15.1.43 Zwei Weisen des Menschseins Die des »humanen« Menschen, der in den Grenzen und damit im Schutz des lebendigen Maßes bleibt, die Hut der Symbole, den Reichtum des Natürlich-Blühenden hat, die Grenzen des Versagten kennt und achtet. Ihm gegenüber die jenes Menschen, der mit Erkenntnis, Planung und Werk zum äußersten geht und die ganzen Möglichkeiten der Weltherrschaft realisiert und das Äußerste dessen wagt, was in der Freiheit liegt. Vielleicht liegt der Sinn der Geschichte darin, daß – im Abendland durch die Griechen und das Mittelalter – zuerst die erste Weise zu ihrer Blüte gebracht wurde; dann die zweite vordrang und, von der Renaissance ab, immer voller durchgeführt wird. Nun wird der Mensch – ganz im Widerspruch zu dem, was der Fortschrittsglaube sagt – immer ärmer, immer preisgegebener, immer gefährdeter. Er muß durcherfahren, was es heißt, die Menschenmacht zu haben, ohne in Gott verankert zu sein. Die Gottähnlichkeit der Schrift bedeutet Herrschaft über die Welt, aber im Gehorsam gegen Gott. Der Mensch, der seit der Neuzeit die Geschichte führt, will die Herrschaft ohne Gott; so muß er sie denn durchführen und erfahren, was daraus wird. Dann führt der Sinn der Geschichte auf eine Zeit hin, in welcher nicht nur Einzelne, durch Glaube und Leid Belehrte, sondern wieder eine zukunfttragende Schicht oder Gruppe erkennt, was es mit dieser autonomen Weltherrschaft auf sich hat, und den Weg zu Gott aufs neue sucht. | ||
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