Romano Guardini Online Konkordanz
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Universalität und Synkretismus
[1921]

I.
Friedrich Heiler, in weiterem Umkreis bekannt geworden durch sein Buch über das "Gebet" *1, hat im Frühjahr 1920 eine Schrift über "Das Wesen des Katholizismus" veröffentlicht. *2 Sie besteht aus sechs in Schweden gehaltenen Vorträgen und stellt einen scharfen Angriff auf die Kirche dar, den schärfsten vielleicht, der seit langem in allgemein verständlicher Form wider sie gerichtet worden ist. Und zwar enthält er die Einwendungen, die von der vergleichenden Religionswissenschaft gegen sie erhoben werden. Das Buch wird manchem Leser zu schaffen machen. Daß es von vornehmer Gesinnung getragen ist, und man trotz allem die Liebe zur Kirche hindurch fühlt, wird seine Wirkung noch verstärken, denn es weckt den Eindruck schwer errungener Erkenntnis. Und doch, wir freuen uns, daß es erschienen ist. Der Nutzen wird größer sein als der Schaden, denn in diesem Buche überführt der Historismus sich seiner eigenen Ohnmacht. Hat man es gelesen, den ersten Eindruck überwunden, welchen Fragestellung und vielfach richtige Einzelheiten machen und prüft nun, was es denn zu dem gewaltigen Problem zu sagen hat, zum "Wesen des Katholizismus", so fragt man sich mit Erstaunen: Ist das alles?
Wenn etwas die Unauflöslichkeit dessen, was katholische Religion heißt, für die bloße Historie erweisen konnte, so war es Heilers Schrift.

*1 "Das Gebet, eine religionsgeschichtliche und religionspsychologische Untersuchung". München, Reinhardt, I. Aufl. 1918, II. Aufl. 1919, III. Aufl.]. 1920.
+++ *2 Das Wesen des Katholizismus, sechs Vorträge gehalten im Herbst 1919 in Schweden. München, Reinhardt, 1920.$$$$

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