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Alte religiöse Dichtung [1924] Ludwig Burchard hat eine Anzahl geistlicher Gedichte des heiligen Johannes vom Kreuz in einer schönen Ausgabe beim Theatinerverlag herausgebracht: Es ist das erste Stück der Theatinerdrucke, in großer, einfacher Ausstattung. (Spanischer und deutscher Text nebeneinander; 60 Seiten, gebunden in Pappe 3,- Mk.) Die Übersetzungen stammen von Storck aus dem Jahre 1834 und von Diepenbrock aus dem Jahre 1839. Am Schluß die Erklärung, die Johannes selbst zu zweien seiner Gedichte geschrieben hat. Johannes vom Kreuz lebte 1542-91. Er war der geistige Gefährte der heiligen Theresia, und einer der großen Meister der spanischen Mystik. Ein Mensch, der von unfaßbarer geistlicher Glut brannte; und ein Leben führte, so übermenschlich, daß wir davor erschrecken. Seinen Gedichten nahen wir mit Ehrfurcht. Ein großer Heiliger, und ein Dichter zugleich, spricht hier zu uns von tiefsten geistigen Erlebnissen. Alle Kraft, deren menschliches Sein überhaupt fähig ist, sammelt sich in die Beziehung zu Gott. Ernst und stark sind diese Gedichte, und eine süße, gehaltene Glut lebt in ihnen. Sie werden nicht zu jedem sprechen. Wem sie aber stumm bleiben, oder gar fremdartig, der wird gut tun, sie wegzulegen und zu schweigen. Ist es richtig, wenn eine Übersetzung Versmaß und Reim des Urwerkes im Deutschen wiederzugeben sucht? Sie soll vor allem den Inhalt ausschöpfen, und soll wirkliches, volles Deutsch sein. Sind diese Anforderungen zu erfüllen, wenn dazu noch Versmaß und Reim gewahrt werden sollen? Wo Rhythmus und Reim wesenhaft sind, da wachsen sie daraus hervor, wie gerade dieser Inhalt in gerade dieser Sprache sich auswirkt. Fällt aber Inhalt, Rhythmus und Reim in einer anderen Sprache wieder zusammen? Das Nachwort rechnet z.B. Diepenbrocks Übersetzung des Gedichtes "La eterna fuente", "Der Urquell" (es | ||
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