Romano Guardini Online Konkordanz
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Lebendige Freiheit

Der Versuch, die philosophischen Grundlagen christlicher Bildung klarzustellen, muß notwendig auf das Problem der Freiheit führen. Damit unlöslich verbunden ist das der Notwendigkeit, um dieses Wort in einem allgemeinen Sinn zu gebrauchen. Beide endlich rufen die Frage wach, worin die menschliche Haltung wurzele, die durch jene beiden Begriffe umschrieben ist, und führen so auf das Problem des Geistes.
So bilden die Studien "Lebendige Freiheit", "Freiheit und Unabänderlichkeit" und "Lebendiger Geist" eine Einheit und schließen sich an meine "Grundlegung der Bildungslehre" an *1.

I.
Der Vorgang der Bildung baut sich aus drei Elementen auf:
Da ist einmal das bildbare, menschliche Sein; das "Menschengewächs", um das Wort von Alban Stolz zu brauchen. Und zwar so, wie es konkret ist. Also in seinem Lebensraum stehend; auf Menschen bezogen, Einzelne wie Gesamtheiten; auf Dinge bezogen; im lebendigen Zusammenhang der Geschichte stehend, wie im Einmal seines gegenwärtigen Jetzt.
Da ist weiter der Inbegriff und die Einheit aller jener Werte und Gestaltmomente, die im Menschen, genauer in diesem Menschen, nach Verwirklichung drängen. Nennen wir sie das lebendige Bild.
Da ist endlich der bildende Akt selbst, durch den jene Verwirklichung und Formung vollzogen wird.

*1 Vgl. R. Guardini, Grundlegung der Bildungslehre, in der Reihe "Weltbild und Erziehung", Nr.1, Würzburg 1962.

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