![]() | Treffernummer: |
< | Seite 181 | > |
Das Auge und die religiöse Erkenntnis [1941] Vorbemerkung *[1] Die hier vorgelegten Arbeiten entwickeln Gedanken, denen der Verfasser seit langer Zeit nachgegangen ist; so soll zuerst mit wenigen Worten gesagt werden, in welchem Zusammenhang sie stehen. Unter den Bemühungen unserer verworrenen Zeit verdient eine unsere besondere Aufmerksamkeit: der Versuch des Menschen, wieder seinen Ort im Dasein zu gewinnen, indem er sich in seine Grenzen stellt, zugleich aber sich der Größe und Fülle seines Wesens bewußt wird. Durch die Neuzeit zieht sich ein Geschehen, das den Betrachter – man kann es nicht anders ausdrücken – mit einer grausigen Komik berührt. Der Mensch tritt aus der Ordnung zu Gott heraus. Er nimmt eine Autonomie in Anspruch, die im deutschen Idealismus zu einer Hybris ohnegleichen anschwillt, um dann ihren letzten politischen Ausdruck in Staatsformen zu finden, welche die restlose Herrschaft über Welt und Mensch an sich reißen. In der gleichen Zeit bemüht sich aber der Mensch, seine durch Wesen, Würde und Verantwortung begründete Sonderstellung im Dasein zu zerstören; sich zu einem Lebewesen unter anderen zu machen, ja sich in die Kausalitäten der Natur aufzulösen. *[1] [Romano Guardini hat seiner späteren Buchveröffentlichung: „Die Sinne und die religiöse Erkenntnis“, – in welche vorstehender Aufsatz aufgenommen wurde und darin den Anfang bildet – , eine „Vorbemerkung“ vorangestellt, die hier ebenfalls wiedergegeben wird. Die Buchveröffentlichung steht unter dem eingangs beigegebenen Leitwort: „Das Ohr, das hört, und das Auge, das sieht, der Herr hat sie beide geschaffen.“ (Buch der Sprüche 20,12).] | ||
< | Seite 181 | > |